Das Rebhuhn

Eine Art, die seit Jahren stark gefährdet ist

Biodiversität und das Rebhuhn

Das Rebhuhn gilt bei uns in Deutschland seit Jahren als stark gefährdet. Zwischen 1980 und 2015 hat die europäische Rebhuhnpopulation einen Rückgang um mehr als 90 % zu verzeichnen und verhilft dem kleinen heimischen Hühnervogel somit zu traurigem Ruhm. Kein Wunder also, dass viele Jäger in Deutschland das Rebhuhn zum Schutzobjekt auserkoren haben.

Warum geht der Bestand der Rebhühner seit Jahren so unglaublich schnell zurück?

Um dies zu verstehen, muss man sich ansehen, wie ein Rebhuhn lebt. Als Feldvogel, oder sogenannter Offenlandvogel, liebt es offene Agrarlandschaften mit Saumkanten, Blühstreifen am Ackerrand und abwechslungsreiche Bewirtschaftung der Felder, besonders gern Kartoffel-, Zuckerrüben- oder Rapsfelder. Diese Orte geben dem Rebhuhn die Möglichkeit sich zu verstecken und ausreichend Nahrung zu finden. Rebhühner fressen gern Sämereien von Wildkräutern oder Gräsern und in der Brutzeit vermehrt tierische Nahrung wie Insekten, z.B. Ameisen, Käfer oder Schmetterlingsraupen. Auch die Jungtiere benötigen in den ersten Wochen viel tierisches Eiweiß.

In der konventionellen Landwirtschaft, wo große Flächen oft nur mit einer Kultur bestellt werden, findet das Rebhuhn weder eine Nahrungsgrundlage noch ausreichend Deckungs- und Versteckmöglichkeiten. Durch das regelmäßige Spritzen der Äcker wird Un- und Wildkraut vernichtet und somit findet das Feldhuhn keine Samen. Auch Insekten wird es nicht finden, da blühende Pflanzen, die Insekten anziehen würden, oft fehlen.

Um diesem Trend entgegen zu wirken, haben wir uns vom BiolandHof Engemann vor ein paar Jahren dazu entschlossen, uns für den Rebhuhnbestand in unserer Region einzusetzen. Angestoßen durch ein Analyseprojekt der Schüler Mauricio Testanera und Julius Rochell vom Städtischen Gymnasium Beverungen, haben wir verschiedene Fördermaßnahmen entwickelt:

1. Blüh- und Randstreifen
Wir haben in Eissen 4-5 Betriebe gewinnen können, die an ihren Feldrändern 6 - 12 m breite Blühstreifen anlegen. Hierzu gibt es spezielle Blühmischungen, die den Bedürfnissen des Rebhuhns entsprechen. Die blühenden Randstreifen bieten den Rebhühnern nicht nur Deckung und Schutz, sondern auch Nahrungsgrundlage: Die Pflanzen locken Insekten an und nach der Blüte versamen sie sich. So kann auch der Nachwuchs, der gerade in den ersten Wochen auf eine tierische Nahrungsquelle angewiesen ist, gut aufwachsen.

2. Zwischenfruchtfolgen
Nach der Getreide-Ernte werden sogenannte Zwischenfrüchte wie Senf oder Ölrettich angelegt. Diese Kulturen bleiben bis Mitte/Ende Februar stehen und bieten den Rebhühnern Schutz. Diese Maßnahme wird auch verstärkt von konventionellen Landwirten im Rahmen des Greening durchgeführt.

3. Einrichtung von Futterstellen im Winter und Frühjahr
Samen und Blätter der Wildkräuter sind durch den Winter nahezu verbraucht und Insekten noch nicht im ausreichendem Maße vorhanden. So sind die Rebhühner im Frühjahr nahezu unterernährt und können sich dementsprechend nicht ausreichend fortpflanzen. Durch eine gezielte und sinnvolle Art und Lage der Futterstellen werden die Rebhühner in Zeiten von Nahrungsknappheit unterstützt.

4. Konsequente Bejagung von Prädatoren
Gerade die Jägerschaft der Region achtet darauf und fördert durch gezielte Bejagung, dass Fressfeinde der Rebhühner wie Rabenvögel, Füchse und Waschbären nicht Überhand nehmen.

Weiterhin setzen wir uns dafür ein, dass Wiesen nicht zu früh gemäht werden und das Mulchen der Felder nach der Ernte nicht direkt stattfindet. So haben die Feldhühner länger Deckung und auch die Aufzucht des Nachwuchs gelingt leichter.

Das Rebhuhnprojekt zeigt ein weiteres Mal, wie wichtig Biodiversität innerhalb der Landwirtschaft ist, damit hier lebende Tierarten nicht aussterben. Durch starken Einsatz von chemischen/synthetischen Pflanzenschutzmitteln und engen Fruchtfolgen wird vielen heimischen Tieren die Lebensgrundlage entzogen. Wir freuen uns, dass wir in Eissen in Zusammenarbeit mit Borgentreich, dem Gut Aldorpsen, Peckelsheim und Schweckhausen auf rund 2000 ha dem kleinen Bördehuhn weiterhin einen Lebensraum zur Verfügung stellen können.